Wir fechten mit Nachbildungen historischer Schwerter. Aus Sicherheitsgründen sind diese natürlich stumpf, haben eine stichsichere Spitze und sind zu einem gewissen Grad biegsam. Gewicht, Material und Schwerpunkt sind jedoch sehr nah an den Originalen dran. Da auch ein stumpfes Schwert Schaden anrichten kann, ist neben einer kontrollierten Handhabung die moderne Schutzausrüstung ohne Alternative. Modifizierte Fechtmasken mit Hinterkopfschutz, gepolsterte sowie stichsichere Sachen und harte Protektoren an allen Gelenken und insbesondere den Händen gehören zum Standard. Anbei findet ihr einen Ausrüstungs-Guide mit einigen Shops, welche wir empfehlen können:
Fechtmaske & Halsschutz
Damit nicht mal etwas ins Auge geht, ist eine eigene Fechtmaske unerlässlich. Während zum Anfang vielleicht eine aussortiere Maske aus dem olympischen Fechten ausreicht, sollte man langfristig zu den Varianten greifen, welche auf das historische Fechten zugeschnitten sind. Dabei ist darauf zu achten, dass die Angabe der Stichsicherheit (in der Regel 350N oder 1600N) nur für den Latz gilt. Wichtiger ist die Schutzklasse des Metallgitters vor dem Gesicht (CE1 oder CE2). Für das freie Fechten kommt man um eine CE2 Fechtmaske mit 1600N Latz nicht herum. Außerdem ist ein geeigneter Hinterkopfschutz (hart!) zwingend notwendig. Insbesondere beim Fechten mit dem Langschwert empfehlen wir zusätzliche Polsterung innerhalb der Maske, um die Einschläge zu dämpfen.
Die PBT Warrior ist etwas länger, wodurch das Gitter an der Seite des Kopfes automatisch den Hinterkopf etwas besser schützt. Die Innenpolsterung ist die einer Standard-Fechtmaske und ein zusätzlicher Hinterkopfschutz ist zwingend erforderlich.
Die Rearguard v2 ist leider kaum noch erhältlich. Sie ist etwas länger und hat einen integrierten Hinterkopfschutz sowie eine zusätzliche Polsterung innen. Hier ist zu beachten, dass sie dadurch etwas kleiner ausfällt als normal (Standardgrößen der Metallmaske + zusätzliche Polsterung = enger). Außerdem ist der Winkel, in dem der Latz angebracht ist, nicht optimal. Das kann dazu führen, dass sich die Maske gerne selbst immer wieder über das Kinn nach oben schieben will bzw. ziemlich in den Hals hinein drückt.
Die Allstar und Uhlmann Coaching Masken gehören zu den stabilsten im olympischen Fechten, weshalb sie auch für unser Hobby interessant werden. Die Innenpolsterung ist Standard und sie benötigen in jedem Fall einen Hinterkopfschutz.
Die Standard PBT Maske ist sehr ähnlich zu denen von Allstar & Uhlmann, allerdings ist durch die Form des Gitters die Maske etwas anfälliger gegenüber Schlägen von oben (insbesondere durch Langschwerter), wo sie dann gerne mal einbeult.
Um insbesondere den Kehlkopf vor Einschlägen zu schützen, sollte auch ein adäquater Halsschutz ganz oben auf der Liste stehen. Diese mögen zuerst etwas unbequem sein, aber man lernt sie schnell zu schätzen. Für Turniere und intensives Fechten sind sie sowieso unumgänglich. aber auch sonst trage ich immer meinen Halsschutz, sobald gestochen werden darf.
Handschuhe
Für die Wahl der richtigen Handschuhe, ist die Berücksichtigung der Zielstellung unerlässlich. Für sehr langsames und kontrolliertes Fechten reichen bspw. einfache Lederhandschuhe. Diese gibts es auch mit verschiedenen Graden an Polsterung. Für freies Fechten und Turniere braucht es jedoch zwingend einen harten Schutz auf den Händen.
Für das Fechten mit dem Langschwert können wir aktuell keine gefingerten Handschuhe empfehlen. Es gibt aber einige sehr gute Produkte, die im Sinne von mittelalterlichen Panzerfäustlingen hergestellt werden:
Die SG Mittens sind relativ leicht, gut beweglich und insbesondere mit einem dünnen Unter-Handschuh meine Wahl zum Fechten mit dem Langschwert. Ihre Schwachstelle ist gleichzeitig das gut bewegliche Handgelenk, weswegen dort unbedingt Polsterung durch Jacke oder Unterhandschuh sein sollte. Statt den long Cuff zu nehmen (und sich damit einen separaten Unterarmschutz zu sparen), kann man natürlich die Hourglass-Version nehmen, womit der Schwachpunkt am Handgelenk entfällt, jedoch auch etwas Mobilität verloren geht.
Die SPES Lobsters in ihrer aktuellen Version sind von der reinen Schutzwirkung wahrscheinlich das beste auf dem Markt. Sie sind etwas schwerer und größer als die SG Mittens und besitzen ebenfalls eine (jedoch kleinere) Schwachstelle am Handgelenk.
Die Mittens von HF Armoury sehen den SPES Lobsters sehr ähnlich, sind aber ergonomischer gebaut. Das harte Plastik schützt die Hände allgemein gut und die Handschuhe zeichnen sich durch ein kleineres Profil aus als die SPES Lobster. Insofern sind sie eine gute Alternative meiner Meinung nach zu den SG Mittens, man brauch lediglich noch einen Unterarmschutz.
Gefingerte Handschuhe bieten zwar weniger Schutz, ermöglichen jedoch neue Wege, um das eigene Schwert zu manipulieren. Für einhändig geführte Schwerter sind sie daher in den meisten Fällen unsere klare Empfehlung.
Die ProGauntlets wurden lange erwartet – und manche warten immer noch. Mit einem sehr hohen Preisschild sind diese eher bei den Luxusgütern einzuordnen. Die Schutzwirkung ist gut, allerdings ist die Haltbarkeit einzelner Komponenten ein echtes Problem. Persönlich würde ich von einem Kauf aktuell absehen.
Die Thokk WeaonMasters könnten dieses Problem durch ihr kluges Design lösen. Auch der Preis ist schon eher zu vertreten. Erste Reviews sind sehr gut, nur die Massenproduktion lässt noch auf sich warten…
Die SG Infinity sind solide Handschuhe im mittleren Preissegment mit guter Schutzwirkung. Sollte man hart auf den Nieten getroffen werden, zeigen sich aber Schwächen in Haltbarkeit und Sicherheit. Auch können sich die Finger verdrehen, wodurch man sich zwischen Plastik und Griff etwas einklemmen kann. Außerdem sind sie etwas raumfordernder und passen daher nicht in einige Seitschwerter (z.B. Kvetun). Die SG Specials sind mit Unterhandschuh sehr solide. Irgendwann zerbröselt der Fingerschutz – spätestens dann sollte man sie ersetzen.
Die RedDragon Handschuhe sind deutlich günstiger als alle Alternativen. Sie haben einige Schwachstellen insbesondere an den Seiten der Finger. Dennoch ist eine modifizierte Version bisher meine persönliche Wahl für das Fechten mit dem Seitschwert. Für das Langschwert würde ich sie aber nur für sehr kontrolliertes Fechten einsetzen.
Fechtjacke und -hose
Die Auswahl ist in den letzten Jahren rasant gestiegen. Die Empfehlung zur Stichsicherheit des Deutschen Dachtverbands DDHF sind 800N. 350N ist die Mindestvoraussetzung für viele Turniere. Die Sachen sollten aber eben auch ausreichend gepolstert und gleichzeitig möglichst nicht zu warm sein.
Die AP Light NG 800N von SPES ist meine persönliche Wahl. Waschbarkeit und modifizierbare Polsterung geben hier für mich den Ausschlag. Es braucht für das Sparring auf jeden Fall einen gesonderten Unterarmschutz. Sollte man nur Langschwert fechten und etwas weniger blaue Flecken haben wollen, geht natürlich auch eine schwerere Jacke wie die normale AP oder die Hussar. Das bezahlt man dann eben mit zusätzlichem Gewicht und Wärme. Alternativ zu den SPES Produkten sollte man Black Armory erwähnen, welche eine echte Alternative geworden sind. Das Design in der Halsgegend ist durchaus interessant, allerdings nicht zu empfehlen, wenn man gerne im Profil stehen möchte – den Hals zu drehen ist leider etwas schwieriger. Zu erwähnen ist außerdem die St. George Fechtjacke von InMotu. Diese ist etwas teurer, aber auch gut verarbeitet. Die Schutzwirkung ist alleine für Langschwert aber nicht ausreichend und muss mit weiteren Protektoren wie einem Brustschutz kombiniert werden.
Suspensorium & Brustschutz
Nice to have und je nach individuellen Geschlechtsorganen zwingend notwendig. Sollte man nie vergessen zu tragen.
Knie, Ellenbogen & Schienbeine
Für Turniere und intensives Fechten zwingend notwendig. Da sie sehr leicht und nicht allzu teuer sind, gerne früh besorgen. Eure Gelenke werden es euch danken.
Schuhe
Je nach Untergrund benötigt man natürlich entweder Hallen- oder Outdoor-Schuhe. Ich persönlich bevorzuge Modelle, welche eine Rotation um den Fußballen unterstützen (z.B. vom Tischtennis, Boxen etc.) oder Outdoor dem Fuß guten Halt geben.
Sinnvolle Kaufstrategien:
Leichte Schutz-Ausrüstung für langsames, technisches und kontrolliertes Fechten:
+ Fechtmaske & Halsschutz
+ Suspensorium und / oder Brustschutz
+ Leichte Polsterhandschuhe
Mittlere Schutz-Ausrüstung für lebendige Übungen und eingeschränktes Fechten:
+ Fechtmaske mit Hinterkopf- & Halsschutz
+ Suspensorium und / oder Brustschutz
+ Handschuhe (min. RedDragon, bei Langschwert Fäustlinge)
+ Fechtjacke mit Ellenbogenschonern und Unterarmschutz
Komplette Schutzausrüstung für intensives freies Fechten und Turniere:
+ Fechtmaske mit Hinterkopf- & Halsschutz
+ Suspensorium und / oder Brustschutz
+ Handschuhe (min. RedDragon bei Seitschwertern, bei Langschwert Fäustlinge)
+ Fechtjacke mit Ellenbogenschonern und Unterarmschutz
+ Fechthose mit Knie- und Schienbeinschonern
Wann kommt das Schwert?
Nach der eigenen zumindest leichten Schutzausrüstung ist ein Schwertkauf sinnig.
Das Handling wird dabei in erster Linie durch Gewicht und Schwerpunkt / Masseverteilung bestimmt. Letztere sieht man den Klingen irgendwann an. In Sachen Sicherheit ist eine breite Schlagkante, sichere Spitze und ausreichend Flexibilität erforderlich. Bei den Spitzen gibt es die umgefalzte sowie die verdickte Variante. Erstere ist etwas leichter und sicherer, aber auch anfälliger für einen Bruch (uns allerdings noch nie passiert). Eine verdickte Spitze sieht dagegen vielleicht etwas besser aus und passt in eine Schwertscheide.
Für die Haltbarkeit ist die breite der Schlagkante und die Härtung ganz entscheidend. Weichere Schwerter mit dünneren Schneiden kriegen leichter Scharten, welche irgendwann als Sollbruchstelle fungieren. Bei intensivem Gebrauch hat ein Schwert eine normale Lebenszeit von 3+ Jahren. Sie bleiben Gebrauchsgegenstände.
Einige gängige Händler:
Gute Langschwert-Federn und auch Seitschwerter (hier immer den kürzesten Griff – 12cm – wählen!). Von der Verarbeitung eher industriell. Wartezeit ca. 3 Monate – man zahlt erst, wenn das Schwert versandfertig ist.
Das Proliator-Design mit sehr breiten Schlagkanten und weiter Hohlkehle macht diese leicht und sehr haltbar. Dieses gibt es für Federn, Seitschwerter und mittelalterliche Schwerter. Das Finish ist gut, aber nicht perfekt. Wartezeit 3 – 6 Monate, Zahlung bei Bestellung.
Hersteller unserer Plastikwaffen, allerdings haben sie auch sehr schöne Stahlwaffen. Die Schneiden sind etwas dünner und nicht so hart wie von anderen Herstellern. Das führt schneller zu Scharten. Design und Verarbeitung sind top und die Auswahl groß. Wartezeit ca. 3 Monate – Bezahlung bei Bestellung.
Gerade das Sidesword I ist ein wahres Arbeitstier. Da der Griff verschraubt ist, kann das mal wackeln und muss dann einfach wieder festgezogen werden. Dadurch kann der Griff aber auch leicht modifiziert oder gewechselt werden. Die Schmiede ist durch den Ukraine-Krieg nach Georgien ausgewandert, daher kann ich noch keine aktuelle Aussage treffen. Vorher war die Haltbarkeit aber top und Verarbeitung auch gut.
Etwas teurer und dafür schicker als die anderen Hersteller. Haltbarkeit, Funktionalität aber vergleichbar. Möchte man ein sehr schönes Schwert und hat das Geld, ist das hier eine gute Adresse.